Pressestimmen: Gladius für die Infanterie der Zukunft
Die offizielle Übergabe des Infanteriesystems Gladius an die Truppe durch den Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, unterstreicht die Bedeutung der infanteristischen Fähigkeiten für den Einsatz. Die Übergabe erfolgte im Rahmen der Internationalen Divisionsskimeisterschaften der 10. Panzerdivision, die 2013 als Leitdivision Soldaten für die Auslandseinsätze der Bundeswehr stellt.
Nach erfolgreicher Entwicklung des Soldatensystems „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) durch ein Industriekonsortium unter Führung von Rheinmetall Defence über sechs Jahre war Ende 2012 das erste Los mit 30 Systemen für die Ausrüstung von 30 Infanteriegruppen mit insgesamt 300 Infanteristen ausgeliefert worden. Weitere 60 Systeme sind für die Auslieferung noch in diesem Jahr bestellt.
Die Entwicklung und Produktion des überaus komplexen Systems erforderte ein übergreifendes Management sehr unterschiedlicher Fachkompetenzen und Strukturen sowohl in der Industrie als auch in der Bundeswehr, ähnlich dem Ansatz, der im novellierten Beschaffungsverfahren nach dem CPM mit den Integrierten Projektteams (IPT) installiert wurde. Damit war es möglich, das Vorhaben im Zeit- und Kostenrahmen zu realisieren, wie Bodo Garbe, Vorstandsmitglied Rheinmetall Defence, feststellte.
Mit dem IdZ-ES ist erstmalig ein umfänglicher Systemansatz für ein Soldatensystem umgesetzt worden, in dem die einzelnen Systemkomponenten sorgfältig so auf einander abgestimmt worden sind, dass eine optimale Gesamtleistung der Infanteriegruppe für verschiedene Aufgaben erzielt werden kann. Im Vordergrund standen Gewichtsreduzierung, Miniaturisierung und angepasste Integration.
Durchsetzungsfähigkeit, Führungsfähigkeit und Überlebensfähigkeit waren die wichtigsten Kategorien für die Entwicklung von Komponenten auf dem neusten Stand der Technik.
Die Bekleidung – beginnend bei Funktionsunterwäsche mit Brand- und Splitterschutz, über Kälte- und Nässeschutz, Vektorenschutz bis zu Trage- und Schutzwesten – kann bedarfsgerecht entsprechend Klima und Einsatzaufgaben konfiguriert werden.
Herzstück des Systems ist das Kernsystem mit Energieversorgung und Führungsanbindung, das – als elektronischer Rücken ausgeführt – mit dem Zentralrechner die Funktionen aller Einzelelemente kontrolliert. Ein wichtiges Merkmal ist die Sicherstellung des Gruppenfunks und über die Anbindung an das Gruppenfahrzeug (Mutterschiff, Gruppentransportkraftfahrzeug Boxer oder später auch Schützenpanzer Puma) die Integration in die Vernetzte Operationsführung. Die Gruppenführung ist zusätzlich mit einer Führerzusatzausstattung ausgerüstet, die im Wesentlichen aus dem Tragbaren Führungsrechner (TFR) sowie einem handgehaltenen Führungsfunkgerät besteht.
Im Mittelpunkt der Bewaffnung steht das G36, modular auf die Anforderungen des IdZ-ES ausgerichtet. Picatinny-Schienen ermöglichen die Adaption verschiedener Zieleinrichtungen und Sichtgeräte für das Erfassen von Zielen bei Tag, Nacht und schlechter Sicht sowie weiterer Anbaugeräte. Bedienelemente für die Optiken und den Funk sind so angebracht, dass die Hand des Infanteristen nicht bewegt werden muss und die Waffe kampfbereit im Anschlag verbleiben kann.
Generalleutnant Kasdorf verwies in seiner Ansprache zur Übergabe darauf, dass es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei, die Soldaten mit dem Besten auszustatten, was eine Hochtechnologienation wie Deutschland aufbieten kann. Mit dem IdZ-ES sei die Infanterie wie niemals zuvor in der Lage, unter Bedrohungen durch reguläre und irreguläre Kräfte den Herausforderungen durch schwieriges, insbesondere bebautes Gelände, Dunkelheit, schlechte Sicht und ungewohnten klimatischen Bedingungen erfolgreich zu begegnen.

Foto: Ralph Zwilling
Mit dem IdZ-ES habe die deutsche Industrie eine internationale Spitzenposition bei modernen Soldatensystemen besetzt, erläuterte Bodo Garbe. Mit dem System würden die Fähigkeiten der abgesessen kämpfenden Soldaten in allen Kategorien erheblich verbessert. Trotzdem seien die Funktionen auch unter harten Einsatzbedingungen einfach und intuitiv zu bedienen ohne Zusatzbelastung für die Bediener.
Ende 2012 begann im Sicherungsbataillon 12 die Ausbildung erster Kader für die Gebirgsjägerbrigade 23. Nach der offiziellen Übergabe beginnt bei den Gebirgsjägern die umfassende Truppenausbildung, damit die Soldaten ihre Systeme beherrschen, wenn sie Mitte 2013 in den Einsatz nach Afghanistan gehen.
Die im Januar 2013 bestellten weiteren 60 Systeme werden im Inland zunächst für die Ausbildung nachfolgender Kontingente genutzt und dann mit den Soldaten zusammen in den Einsatz verlegt. Mittelfristig sind dann jeweils 30 Systeme im Einsatz, in der einsatzvorbereitenden Ausbildung sowie in der gründlichen Überholung nach der Rückkehr aus dem Einsatz.
Quelle: Gerhard Heiming; Europäische Sicherheit & Technik, Ausgabe April 2013